Jahrelang wehrte ich mich gegen Facebook. Wollte dieser Community von SeelenStrippern nicht angehören. Mich nicht öffentlich outen, das neueste peinliche Foto posten oder meinen aktuellen Status mit „traurgbin“, „häppifül“ oder „vollvilarbeithab“ anzeigen. Irgendwann überwand ich mich doch. Und immer noch schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Aktiv treibe ich mich dort herum. Verweise auf meine Blogs und Galerien. Leite die Gruppe „maklerfreie Immobilien in Gotha“, tobe in diversen heimlichen und unheimlichen Gruppen herum. Tausche mich in der Residenzstadt-Gruppe über die neuesten Skandälchen der Provinz aus. Und natürlich liegt mir Curcuma am Herzen. Ich gebe zu, dass die Zugriffe, die ich über Facebook auf meine Blogs erhalte, ein Vielfaches dessen sind, was sich auf andere Art und Weise hierher verleiten lässt. Und so ist Facebook nur ein Mittel zum Zweck. Mehr soll es auch nicht sein. Denn wenn ich so manchen sprachlichen Müll im GesichtsBuch sehe, kommt mir fast die Galle hoch. Nicht nur in der Gruppe „Da kotzt das Texterherz“, vor allem beim Lesen von Kommentaren, privaten Nachrichten und Flohmarktanzeigen. Groß- und Kleinschreibung legt man da locker ad acta, auch auf Kommata und Satzzeichen kann man verzichten. Das verzögert zwar die Lesegeschwindigkeit enorm, aber zumeist lässt sich erraten, was der Dichter gemeint haben könnte, wenn da steht:
hi verkaufe playstation wie neu musste aber abholen mit spielen einfach pn schicken sag was du bietest danke gutenacht
Die Vertreter der Sprache des 21. Jahrhunderts stehen auf SMS-Sprache:
*winkewinke* playstation+spiele, sims angebot, guteN8
Legatheniker tun sich besonders schwer:
hai ferkaufe plaistat. neu muste aba abhol mit spiln pn bite mich tschö
Ja, man kann es aushalten, weil man erahnt, worum es geht. Aber muss das sein? Ist es wirklich so schwer, einen vollständigen Satz, mit Groß- und Kleinschreibung, Satzzeichen und Kommata zu schreiben? Warum verkümmern wir so mit unserer eigenen Sprache? Generation Smartphone? Sogar wer sich nicht sicher ist, was Grammatik und Rechtschreibung betrifft, kann das Telefonino dafür nutzen: Es gibt nicht nur Tankapp, Candy Crush Saga und WhatsApp. 156 Ergebnisse liefert der App-Store allein für das Stichwort „Rechtschreibung“, unzählige davon kostenlos. Wer eine SMS-Flat hat, braucht sich nicht einmal auf 160 Zeichen begrenzen. Es verlangt ja niemand ein astreines Deutsch, welches die Duden-Redaktion zu sprechen und zu schreiben pflegt. Aber so ein klitzekleines bisschen Achtsamkeit und Respekt mit einem unserer größten Kulturgüter und dem wichtigsten Handwerkszeug menschlicher Kommunikation … Ist das möglich? Auch in den sozialen Netzwerken?