Seit genau 7000 km bist du der treueste, zuverlässigste Begleiter an meiner Seite, den man sich vorstellen kann. Du hast mich in Vietnam und Kambodscha an Orte gebracht, die ich ohne dich niemals gesehen hätte. Mit dir habe ich gelacht und geweint. Ich war voller Angst und voller Euphorie. Ich habe geschrien und geschwiegen. Ich war verzaubert und verliebt. Ich hab mich jeden Morgen gefreut, dich zu sehen und mich jeden Abend von dir verabschiedet, bevor ich die Augen geschlossen habe. Du hast mich mit Menschen verbunden. Du warst der Anlass für Gespräche, Neid und Bewunderung, Verwunderung, Verständnis und viele Fragen.
Ich habe mich mehr um dich, also um mich gesorgt. Jeder kleine Kratzer auf dir war wie eine eigene Verletzung. Bevor ich an meine eigene Dusche gedacht habe, suchte ich einen zuverlässigen Ort, an dem du erst einmal gehegt und gepflegt werden konntest. Wenn ich dich aus der Hand geben musste, dann habe ich immer darauf geachtet, dir die bestmögliche Behandlung zukommen zu lassen und mit ArgusAugen habe ich darüber gewacht. Für keinen Preis der Welt hätte ich dich hergegeben. Angebote gab es. Aber ich bin einfach so dankbar und froh, dass ich dich gefunden habe und dass du mich auf diese wunderbaren Reise begleitest. Vielen Dank für 7000 km und auf weitere viele tausende Kilometer. Wohin auch immer.
Die Hummel
Meine kleine dicke Hummel: Ihr fahrerisches Summen umd der etwas ausladende Hintern gaben ihr den Namen (danke, GroßBub!). Eine Honda Blade. Ein absolut typisches Bike in Vietnam. 110cc, satte 6,6PS, vier semiautomatische Gänge. Verbrauch knapp 2 Liter auf 100km, Spritkosten 1€/Liter. Tankreichweite 180km. Pausenfreie Sitzfleischreichweite 100km. Tagesrekordreichweite 320km. Ölwechsel alle 500-1000km. Ca alle zwei Wochen gehts zum QuickCheck und der Service phänomenal. Man kommt sofort dran. Werkstattkosten liegen im Schnitt bei drei bis vier Euro.
Ein klein wenig optimiert mit einem Rack und einer Givi Topbox. Dazu ein superwasserdichtes Ortlieb Duffle Bag, 40 Liter. Festgezurrt mit Spanngurten. Diese Kombi hätte es bei zehn bis 12 Kilo Gepäck eigentlich nicht gebraucht. Aber die Givi Box ist auch auch ein idealer Safe, unterwegs für den Helm und im Hotel ebenso. Ich fahre nahezu ausnahmslos in langer Jeans. Eine lange und schwierige Abwägung gegen Motorradkleidung. Einerseits dem heißen Wetter geschuldet, aber auch der Tatsache, dass meine Durchschnittsgeschwindigkeit weit unter 30 StundenKilometern liegt. Letztendlich würde niemand auf einem E-Bike eine Lederkombi tragen und genau diese Geschwindigkeit fahre ich häufig auch.
Hummels Auawehs
Drei kleine Vorfälle gab es:
1. Ich bin mit nassen Bremsen weggerutscht und habe mich gelegt. Leichte Verletzung der Schulter. AusHeilung dauert. Fette Kratzer am Bike und vier Stunden Werkstatt.
2. Beim Beladen gab der Untergrund nach und die Hummel flog auf die Seite. Bis auf böse Flüche passierte nichts. Erneut die Spur im Eimer. Eine Stunde Werkstatt.
3. Gestern überholte mich ein Autofahrer so knapp, dass er meine Fußraste, abgefahren hat. Bis jetzt verstehe ich nicht, wie das möglich war, dass ich mich dabei nicht hingelegt habe und das beladene Bike halten konnte. Der Schreck und Schrei waren gigantisch. Das Auto hatte einen mörderlichen Kratzer und ne fette Delle. Die Mechaniker bei Honda habens gefeiert. Zwei Stunden bei Honda.
Honda Blade
Gekauft habe ich die Hummel für 570 € in der Nähe von Da Nang. Mit 13.000km, ein Jahr alt. Der Wertverlust wird geringfügig sein. Aber ein Verkauf steht eh nicht zur Debatte. Den auffälligen Helm habe ich bereits in Deutschland beschafft. Ein AGV K2 im Valentino Rossi DummvogelDesign. in Vietnam darf ein Ausländer kein eigenes Fahrzeug besitzen. Deswegen braucht man einen Mittelsmann, der in den Papieren steht. Das macht das Reisen zuweilen anspruchsvoll. Ich komme nur schwer oder gar nicht über bestimmte Grenzen. Und mein Gedanke, diesen Liebling mit nach Deutschland zurück zu nehmen, muss ich entweder verwerfen oder noch viel Fantasie und Organisationstalent mitbringen.
Fahren in Vietnam
Das wird ein eigener BlogBeitrag. Oder ein eigenes Buch. Oder eine eigene Enzyklopädie. Auf jeden Fall eine lange Geschichte voller Missverständnisse und aufregender Momente.
Bis dahin. Mal wieder.
Sonne im Herzen.
Eure Liv(ia)