Auf Weltreise mit Handgepäck

Nur mit Handgepäck. Monate unterwegs. Auf mehrheitlichen Wunsch liste ich mal auf, mit wie viel man mit ziemlich wenig reisen kann. Vor Losziehen ist das Chaos trotzdem gigantisch und ich frage mich, ob ich den Kram wirklich unterbekomme.

Aufs Zentimeter genau entspricht mein Rucksack den (noch) gängigen Handgepäckregelungen: 50x40x25cm. 10kg. Das ist der internationale Standard, der allerdings zunehmend aufgeweicht wird. Ryanair toppt es mit 40x25x20cm und scheidet damit als Airline für meinereiner aus.

Der Engel muss mit



Kommt man tatsächlich mit Handgepäck um die Welt? Ja! Die erste bin ich nicht, das machte Mut und ließ es mich wagen, denn: Es spart enorm an Kosten, die Flüge sind deutlich günstiger, da sind schon mal 50 bis 100 Euro Ersparnis pro Flug drin und das macht sich natürlich um die Welt nach ein paar Monaten wahrlich bemerkbar. Viel wichtiger sind mir aber:

Hohe Flexibilität am Flughafen – ich bin dreifix durch die Sicherheitskontrolle, es sei denn, ich werde wieder mal einem überaus übereifrigen Intensivcheck unterzogen. Das kommt bei mir regelmäßig vor. Weiterflüge erreiche ich im Laufschritt besser. Weniger Wartezeiten. Und nach einem langen Flug will man ja nur noch raus – wunderbar, wenn das ohne Wartezeit am Kofferband geht.

Das Zauberwort fürs Handgepäckreisen heißt Minimalismus – diesen entdecke ich gerade zunmehmend und begeistert. Was brauchen wir wirklich zum Leben? Ziehen wir nicht eh am liebsten unsere Lieblingsklamotten an? Überall auf der Welt gibt es zur Not Läden. Also hier mein höchst intimer Einblick in 11,7kg Handgepäck für eine Weltreise:


Ich trage zum Flug Jeans, T-Shirt, Sweatshirt, Wanderjacke, Wanderschuhe. Spart locker 3-4kg, die man schon mal am Körper trägt.


Im Rucksack nutze ich ultraleichte Packwürfel. Die besten entdeckte ich vor geraumer Zeit bei einer großen Kaffeerösterei, diese sind leider nun ausverkauft. Sechs Packwürfel in unterschiedlichen Größen passen in meinen Rucksack:

Drei der Packwürfel. Passen auch immer super in den Schrank.


1. Schuhwürfel: Barfußschuhe und Trekkingsandalen. Die Wanderschuhe sind olle Treter, die im Oman ihrem Lebensende zugeführt werden. Dann geht es nur noch mit Barfußschuhen weiter. Ebenso die olle Jeans, die brauche ich in Südostasien nicht mehr.


2. Badewürfel: Badeanzug, Bikini und Schlumpfkostüm. Schnorchel, Maske, 3 Mini-Handtücher, dünnes Tuch. Das Schlumpfkostüm ist mein Supertipp: Ganzkörper-UV-Schutz mit Kapuze. Wer sich einmal beim Schnorcheln verbrannt hat, weiß ihn zu schätzen. Außerdem trage ich ihn zum Tauchen, nachts drunter, wenn es kalt ist und zum Rückflug unter der Kleidung gegen heimische Kälte. Das dünne Tuch eignet sich als Kopftuch, Sonnenschutz, zum Draufliegen. Und die zwei Handtücher ersetzen locker große Badehandtücher, man kann sich nämlich mit 2 Stück a 30x30cm tatsächlich gut abtrocknen, sie trocknen selber schnell und sind auch mal im Waschbecken fix durchgespült


3. Badwürfel: Zahnbürste, Zahnpasta, Zahnseide, Ohropax, Lipstick, Seife, Kamm. Was man noch braucht, kauft man ggf. vor Ort, aber erfahrungsgemäß reicht das. Nach dem Flug auch auch Deo, Repaircreme und Co.


4. Klamottenwürfel: Hier packe ich alles für 7 Tage ein. 5 T-Shirts, ein langes Shirt, Wander-Zip-Hose. Kurze Hose. Unterwäsche. Socken. Gerollt knüllt es nicht so heftig und der Stauraum lässt sich leichter ausnutzen


5. Zollwürfel: Alles, was ich beim Zoll auspacken muss und zur Hand brauche. Handy, Pass, Ipad, Ladekabel, Kopfhörer, Geldbörse. Flüssigkeiten im Extrabeutel, internationaler Führerschein, Kopien … superpraktisch, denn am Zoll hole ich den nur fix raus, leg ihn komplett in die Schale zum Röntgen.


6. Restewürfel: Sonnenbrille, Reiseführer, Visitenkarten, Ersatzhandy, Seidenschlafsack, Minirucksack, aufblasbares Kissen, Reiseführer, Mückenarmband

Beim Kaufen achte ich auf Haltbarkeit und Gewicht. So wiegt mein Minirucksack nur 70 Gramm und ist zusammengerollt kleiner als eine Faust. Ich entschied mich gegen einen Laptop und fürs ipad mit einer leichten Tastatur, damit lässt sich sogar auf dem Handy schreiben. Den Seidenschlafsack nutze ich in sehr günstigen Hotelzimmern, wenn es mal nicht so sauber ist und am Strand als Decke.

Natürlich bedeutet das auch Verzicht: Keine Kinkerlitzchen, absolute Beschränkung aufs Minimum. Bis jetzt vermisse ich aber sowieso nur die Luxusgüter, die nicht in den Rucksack passen: Mein Wasserbett, die Bialetti Espressokanne, der Milchaufschäumer und meine Hafermilch. Alles durchaus zu überleben. Bei den Flüssigkeiten muss ich mich einschränken: Erlaubt sind nur 5x 100ml. Reicht für Deo, Repaircreme, Zahnpasta, Desinfektionsspray und Nasenspray. Shampoo und Duschbad ersetze ich durch Seifenstücke (heißer Tipp: Allepposeife oder Duschbrocken).

Ein wirklicher Verzicht ist übrigens mein Taschenmesser. Das fehlt wirklich immer wieder, ebenso eine Nagelschere. Offiziell sind 7cm Klingenlänge erlaubt. Da mir aber auch schon eine Nagelschere abgenommen wurde, nehme ich gar nichts zum Schneiden mit. Das kaufe ich tatsächlich immer wieder vor Ort. Und lasse es im letzten Hotel, in der Hoffnung, jemand braucht es.

Einmal pro Woche bleibt also der Waschtag nicht aus – im Hotel gibt es immer einen Service, einen Waschsalon findet man auch und zur Not wasche ich es im Waschbecken durch. Wunderbar eignet sich dafür Shampoo, welches man immer wieder als Pröbchen im Hotel einsammeln kann. Grad in Asien steht nicht selten ein Wasserkocher auf dem Zimmer oder man fragt danach und hat auch noch heißes Wasser für die 60-Grad-Wäsche.

Nicht vergessen: zwei Kreditkarten (es kam zu oft vor, dass eine ausfiel) und diese getrennt aufbewahren, Personalausweis (kann man ggf. als Deposit hinterlegen, den Pass rücke ich nicht raus), Führerscheine – national und international, Krankenversicherungsnachweis für eine internationale Abdeckung, Kopie vom Pass, Telefonnummern und Passwörter irgendwie und irgendwo außerhalb des Handys und verschlüsselt (Handy weg – alles weg!). Internationaler Adapter, idealerweise mit USB-Anschluss und Powerbank mit mindestens 20000mAh. Masken, solange Covid noch spruchreif ist. Mindestens ein Kugelschreiber. Ein Muttiheft für alle möglichen Notizen. Ein paar kleine Dollarscheine Trinkgeld.

Wenn ich das hier so aufliste, fällt mir auf, dass es immer noch echt viel Kram ist. Aber ich schwöre, es passt in die Handgepäckgröße. Viel Spaß beim Nachpacken und viele Grüße, mal wieder mit Sonne im Herzen von

Liv

One Comment

  1. Norbert Hinz

    Spartipp, den Lonely Planet gibt’s auf Kindl😊
    Gute Reise

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