Es gibt nur wenige Fehltritte in der deutschen Sprache, die mir so die Nackenhaare aufrichten, wie die Verwechslung von „wie“ und „als“. Verona Pooth, der Stilikone der deutschen Grammatik, wurde in der Werbung für eine „Ramschklamottenkette“ dafür sogar eine Plattform geschaffen. Leider musste ich mehrfach feststellen, dass es sogar Lehrer gibt, die den Unterschied nicht nur nicht verstehen, sondern ihn auch noch falsch lehren. Für mich als Mutter, die jahrelang bemüht ist, den eigenen Kindern die deutsche Sprache fehlerfrei beizubringen, ist das eine echte Geduldsprobe.
Es gehört sicher im süddeutschen Raum zum umgangssprachlich verwendeten Satzbau, den Unterschied zwischen „wie“ und „als“ grundsätzlich zu verwechseln, aber bei einer germanistisch ausgebildeten Pädagogin in Mitteldeutschland? Wer, wenn nicht sie, kann unseren Kindern den richtigen Umgang mit der deutschen Sprache in Wort und Schrift, sowie die grammatikalischen Grundregeln beibringen? Dürfen Eltern den Deutschlehrer in der Grundschule korrigieren? Wie würden Sie reagieren, wenn in der Mathematikarbeit die Fragestellung lautet: Ist die zurückgelegte Strecke A größer wie die Strecke B? Es gibt kaum Worte dafür, wie sehr es in den mütterlichen Fingern juckte, da den Rotstift anzusetzen. Ich habe es mir verkniffen und meinem Sohn damit sicher einen Gefallen getan.
Wir Eltern kommen wohl nicht umhin, uns mit der Grammatik der deutschen Sprache auseinanderzusetzen, denn auf die Lehrer scheint kein Verlass zu sein. Aber ein Versuch ist es mal wert: Gleiches wird mit „wie“ und Unterschiede werden mit „als“ ausgedrückt. Als Eselsbrücke für diejenigen, die nicht ganz so abstrakt denken: A ist so groß WIE B, aber C ist größer ALS D und so tut ́s auch gar nicht weh.
Ach ja, liebe Veronas der Welt, richtig muss es heißen: „Besser als man denkt…“ Obwohl, für welches Produkt warb unser südamerikanisches eingemeindetes Sprachwunder noch mal, vielleicht ist diese Sprachwahl auch einfach bezeichnend für die Qualität der Waren…?
Alles hat ein Ende, nur unsere Wurst hat keins…
Mit Schmunzeln erinnere ich mich gerade an eine zugereiste Freundin aus dem Rheinland: Als in Tabarz ein Supermarkt eröffnete, brannte kurz vor halb acht (für die Rheinländer: 7:30 Uhr) der Rost und außer ihr wunderte sich niemand, warum man bereits zum Frühstück eine Thüringer Bratwurst verspeisen kann.
Wenn es ums Grillen der heiligen Wurst geht, versteht der Eingeborene keinen Spaß: Die Zusammensetzung und Zubereitung der Thüringer Rostbratwurst grenzt schon mal an eine Glaubensfrage. Darf das Original gebrüht sein? Ist die Grobe oder die Feine der wahre kulinarische Hochgenuss? Sind Gasgriller ignorante Acrylamidverweigerer? Darf einem Pfannenbratwurstbrater die Thüringische Staatsangehörigkeit entzogen werden? Verdirbt Ketchup der Wurst den deliziösen Urgeschmack? Fragen über Fragen, über die beim Grillen schon mal Stunden debattiert werden kann. Aber bei Einem sind sich die Thüringer einig: Deutschlands wahre Wurst wird nur in Thüringen hergestellt und dies lies man sich im grünherzigen Freistaat am 6. Januar 2004 sogar geographisch schützen. Die Wurst gehört zu Thüringen wie die Wartburg nach Eisenach, Goethe und Schiller nach Weimar und der Thüringer Wald zwischen die A4 und Nordbayern. Außerhalb der Thüringer Landesgrenzen gibt es für den stolzen Thüringer keine schmeckende Wurst: Die Nürnberger sind dank ihrer minimalen Ausmaße kein ernstzunehmendes Konkurrenzprodukt, eine oberbayrisch-ausgezurzelte Weißwurst wird müde belächelt und des Berliners Currywurst muss so geschmacklos sein, dass sie in höllescharfer Sauce ertränkt wird, damit man die Wurst nicht schmeckt
Wenn mindestens 51% der Inhaltsstoffe aus der Region Thüringen kommen und die Länge des würzig gefüllten engen Naturdarms 15cm nicht unterschreitet ist die Wurst eine begrifflich geschützte „Original Thüringer Rostbratwurst“. Auf der Grundlage der tierischen Lebensmittelhygiene-Verordnung (ehemals § 5 der Hackfleischverordnung) müssen rohe Thüringer Rostbratwürste am Tag ihrer Herstellung verbraucht werden. Leider vergaß der deutsche Gesetzgeber oder der eifrige EU-Beamte den Inhalt des schmackhaften Naturdarms zu präzisieren und schuf damit wieder Raum für Diskussionen. Bei Schweinefleisch, Salz und Pfeffer herrschen noch Einigkeit zwischen Gera und Eisenach, Nordhausen und Suhl. Aber Zutaten wie Kümmel, Majoran, Bärlauch und Knoblauch entpuppen sich als Geschmacksfrage der Superlative. Es soll Jenaer geben, die würden in Erfurt keine Thüringer Rostbratwurst anrühren, da diese definitiv kein Original ist.
Glücklicherweise sind wir Thüringer uns in einem einig: Unsere Wurst ist die Beste und die aus unserem Herkunftsort sowieso. Und die restlichen Grundsatzfragen sind immer wieder unterhaltsamer Diskussionsstoff für gemütliche Grillrunden, bei jeder Witterung, zu jeder Jahreszeit und unabhängig von der Tageszeit.