Lange, verdammt lange ist es her, dass ich begeisterte Bloggerin war. Jede Woche flogen die Finger über die Tastatur, mal mehr, mal weniger motiviert, aber die flogen mit sicherer Regelmäßigkeit. Und nun? Die Zeiten scheinen vorbei. Gründe? Ausreden? Die Motivation fehlt. Die Lust an der Offenbarung scheint verloren gegangen. Das ist weniger im biblischen Sinne gemeint, eher in meinem Sinne. Ich hocke mal wieder im livianistischen Schneckenhaus und übe die Kunst der drei berühmten Affen, die nichts sehen, nichts hören und schon gar nichts sagen wollen.
So fühle ich mich gerade. Überfordert von dem, was ich sehe und höre, mag ich am liebsten auch gar nichts mehr sagen. Ich lese keine Zeitung, höre keine Nachrichten, ignoriere alle möglichen und unmöglichen Meldungen der sozialen Netzwerke. Darf man das? Vor allem – darf man das als Journalistin? Hat nicht gerade meine Zunft derzeit die Verpflichtung, umfassend informiert zu sein, sich einzumischen, Meinungsvielfalt zu streuen, Diskussionen anzuregen? Pegida, der Terror in Frankreich, Lügenpresse … derzeit liegen die Themen nun wirklich direkt vor der Nase. Überall. Im Netz. Am Zeitungskiosk. Facebook-Freunde überschlagen sich förmlich mit neuen Statements. Posten ihre Meinung in die große weite Welt. Versinken in stundenlange Diskussionen. Regen sich unheimlich auf und kaum wieder ab. Aber wofür das alles? Nur der kurze Versuch, mich zu beteiligen, zeigte mir, das ist nichts für mich! Es geht mir nicht gut damit. Ich verändere nichts, aber auch rein gar nichts. Ich schwinge nur die Tasten. Helfe nichts. Schaffe nichts. Vergeude meine Zeit. Zeit, die ich lieber den Menschen widme, die mir am Herzen liegen. Meiner Familie, meinen Freunden. Ich habe für mich verstanden: Ich muss mich nicht einmischen. Ich kann mich auch guten Gewissens dem widmen, was mir wirklich wichtig ist.
Und als ich mich mal genauer mit den drei Affen beschäftigte, stellte ich fest, dass die in Japan symbolisch für einen Bestandteil der Lehre des buddhistischen Gottes Vadjra stehen: Sie haben ihren Ursprung in einem japanischen Sprichwort und stehen dort für den vorbildlichen Umgang mit Schlechtem – man soll nichts Böses sehen, nichts Böses sagen und nichts Böses hören. Das tue ich weiter, nur ohne schlechtes Gewissen. Weil es gut ist! Und weil es nicht bedeutet, dass man resigniert.
Dennoch hocke ich nun in der Zwickmühle: Als Privatperson neige ich dazu, nichts Böses sehen, hören und sagen zu wollen; als Journalistin fühle ich mich verpflichtet, Stellung zu beziehen. Ob und wie ich das lösen werde, ist momentan offen.
Sonne im Herzen!