Tabarz einig Meckerland

Das Tabarzer Spaßbad „Tabbs“ ist pleite. Schon wieder. Zum zweiten Mal innerhalb der letzten elf Jahre. Traurig nahm ich die Nachricht zur Kenntnis und wühlte mich durch die Berichterstattung und die sozialen Netzwerke. Hängen geblieben bin ich schließlich in den Diskussionen im GesichtsBuch. Und ich war entsetzt. Fast mit Häme wurde kommentiert. Alles wussten es natürlich schon immer. Wer die Schuld trägt. Wer die Schuld tragen wird. Und dass sowieso alles Scheiße ist. Bitte um Nachsicht im Anbetracht der harten Worte. Aber wie kann es sein, dass wir so über unser eigenes Zuhause her ziehen?

Wenn es darum geht, den Pranger aufzustellen und sich gepflegt aufzuregen, schreien immer die am allerlautesten, die am allerwenigsten ihren Hintern bewegen. Vermutlich nicht mal zur Wahl gehen. Weil ja eh alles sinnlos ist. Gerüchte: Misswirtschaft … Ab in die eigene Tasche … Korruption … Ureinwohner des Waldes wissen, wovon ich rede. Aber warum tut man sich das an? Warum schafft es so ein traumhaft schöner Ort nicht an einem Strang zu ziehen? Den Wald vor der Tür, saubere Luft, ein kühles Lüftchen im Sommer, Schnee im Winter … Warum schwärmt denn davon keiner? Erst wenn es darum geht, den Zeigefinger zücken zu können und mit selbigem auf die Missstände der anderen weisen zu können, kriecht der Ort aus seinem Dornröschenschlaf und legt los.

Wer wagt es denn, nur bei den Fakten zu bleiben? Keine Gerüchte und Mutmaßungen. Frei von Häme. Nur die Zahlen und die wirklichen Verantwortlichkeiten auf den Tisch? Das, was vor Jahren bereits auf Landesebene falsch gelaufen ist? Wer spricht heute noch von 100 Millionen Euro an Thüringer Fördermitteln, die in den Bau von acht Badelandschaften flossen. Hätten nicht an dieser Stelle schon alle Alarmglocken klingeln müssen? Hätte man sich auf Landesebene fragen müssen, ob eine Auslastung realistisch ist? Prognostizierte Besucherzahlen wurden nicht erreicht. Probleme meldete nicht nur das Tabbs. Oberhof, Teistungen im Eichsfeld, Bad Frankenhausen im Kyffhäuserkreis und Masserberg am Rennsteig sind und waren ebenfalls am und überm Limit. Während nach Oberhof acht Millionen gepumpt werden, geht das Tabbs leer aus, bis jetzt zumindest.

Und was machen wir, Ureinwohner, Zugereiste und Co.? Regen uns auf. Meckern und motzen. Verfallen in gemeinschaftlichen Jammergesang und ergötzen uns am Leid unseres eigenen Wohnortes. Ich versteh das nicht. In keinem anderen Ort erlebte ich je so ein kollektives Gehacke. Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren, bekommen Knüppel zwischen die Beine geworfen oder werden im besten Falle ignoriert. Und dennoch, ich lebe gerne in Tabarz. Auch oder vor allem weil es hier Menschen gibt, die ich sehr ins Herz geschlossen habe – Freunde, auf die Verlass ist.

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