Es gibt Momente im Leben … Ja, mit diesem Satz fange ich gerne an, das geb ich zu, aber dieses Mal passt er wirklich gut. Also: Es gibt Momente im Leben, da könnte man Jemandem buchstäblich den Hals umdrehen. Auf Worte, die verletzen und einfach im Unrecht gesagt wurden, kann man nicht sofort die richtige Antwort geben und schweigt. Und dann kocht es in Einem. Nur diejenigen, die einen wirklich gut kennen, wissen, da braut sich was zusammen. Und das passiert auch, tief im Inneren sammelt der Geist die Argumente, Gegenargumente und führt wahre Dialoge mit sich selbst. Wortfetzen finden im schlimmsten Fall den Weg über die Lippen, man brabbelt vor sich hin, im Schlaf, im Wachsein. Stunden, ja Tage, kann der Zustand anhalten und es scheint kein Ausweg zu geben. Die Mühle der inneren Auseinandersetzung mit einer Situation, die man so nie wollte, die das ICH förmlich überrannte, dreht sich unaufhörlich.
Dabei ist die Strategie, solche Gedanken loszulassen und zu vernichten gar nicht sooo schwer: Im ersten Schritt gilt es die Gedanken zuzulassen, alles, was gesagt wurde und was man zu gerne erwidert hätte, muss auf den eigenen symbolischen Tisch, auf ein Blatt Papier, in eine elektronische Datei, in ein Bild, eine Collage, Fotos, Geschichten, Gedichte … Die Möglichkeiten sind so vielfältig und letztendlich ist es egal, auf welche Art und Weise den Gedanken Raum gegeben wurde, Hauptsache, sie werden gesammelt, gesichtet und geordnet. Diese Zeit ist schmerzhaft und die Verlockung ist groß, sie zu umgehen, aber es lohnt sich. Denn nach dem Sammeln darf vernichtet werden. Hier sind der Kreativität wieder keine Grenzen gesetzt. Ich bevorzuge das Feuerchen im Garten – das hat so was archaisches und symbolhaftes. Auch nicht übel, leider nicht so erfolgsversprechend, ist es, den Verursacher mit der eigenen Sammlung zuzumüllen, denn dieser könnte auf die gleiche Idee kommen und die Retourkutsche liefern. Außerdem ist das Spannende in der Auseinandersetzung mit der eigenen Gedankenwelt die Erfahrung, dass eine Verletzung mit Abstand betrachtet, nicht mehr so schwer wiegt, wie sie sich einmal anfühlte. Aber zurück zur Vernichtung: Einen Zettel mit Gedanken dem Feuer zu überlassen, hilft ungemein, diese Gedanken auch symbolisch loszulassen und ein innerer Frieden findet wieder Platz im Herzen. Denn Nichts nervt mehr, als ein nicht aufzuhaltender innerer Dialog mit sich oder einem Menschen, der es zum Teil nicht mal bemerkt hat … Andere auf ihre Unzulänglichkeiten hinzuweisen, ist nur selten von Erfolg gekrönt. Eine selbstgemachte Erfahrung ist angeblich 10 mal mehr wert als fremde Erfahrungen. Die Reise ins innere ICH lohnt sich also, schon als Dienst an der eigenen Gelassenheit, darauf ein Streichholz, denn dann kehrt er ein, der innere Frieden.