Gothaer KinderWagenAffäre

Es gibt Tage, da möchte ich weg aus Tabarz. Diese Enge zwischen den Bergen und in den Köpfen. Das Gezeter und Hochgezerre an Kleinigkeiten. Zwischenmenschliche Sticheleien. Auch Bösartigkeiten. Wenig Achtung den Menschen gegenüber, die Großartiges leisten und dem Ort „dienen“.

Gerade suche ich in Gotha ein neues Zuhause, gar nicht so leicht, etwas zu finden. Aber auch in Gotha geht es mitunter heftig kleinkariert zu. Wenn ich mir im Gesichtsbuch so anschaue, welches Kasperletheater die Tatsache verursacht, dass man mit dem Kinderwagen nicht ins Herzogliche Museum darf … Da werden Stunden damit verbracht, sich gepflegt aufzuregen? Warum? Weil einem Kleinkind im Kinderwagen in den ersten zwei Lebensjahren der Zugang zu kunst- und kulturhistorischer Bildung verwehrt wird. Hui, nun seh ich gleich die Hörnchen auf so mancher Stirn wachsen. Den Eltern wird natürlich der Zugang verwehrt, weil sie mit ihrer gerollten Kleinkindbande nicht ins Museum dürfen. Doch, dürfen sie – nehmt halt ein Tragetuch! Babys und Kinder, die getragen werden, sind eh ruhiger. Und ja, es gibt andere Orte, da kann man Kultur inhalieren und die kleinen Hosenscheißer wickeln und sogar stillen. Das ist großartig. Familienfreundlich. Aber braucht es das wirklich? Wäre ich als KleinKindMama vor 10 Jahren mit meinen Zwergen in solch ein Museum gegangen? Es mag ja hochintellektuelle Überflieger geben, die bereits mit einem Jahr ein großes Interesse an Kunst, Kultur und Bildung zeigen. Aber ich wage zu behaupten, dass die Mehrheit der Wichtel die Welt zunächst auf weniger anspruchsvoller Ebene entdecken mag – Anfassen, Anschlabbern, drauf Rumklopfen und gepflegt die maximale Lautstärke des eigenen Organes austesten. Ein Herzogliches Museum ist dafür sicher nicht der geeignete Ort. Und ich bin gerade froh, zweifache Mutter zu sein, so kann man mir an dieser Stelle wenigstens keine Kinderfeindlichkeit vorwerfen. Dafür vermutlich Ignoranz und Arroganz. Aber darum geht es nicht. Es geht um ein kindgerechtes Umfeld und ich finde es nicht dramatisch, dass es Orte auf der Welt gibt, die nur suboptimal für Kleinkinder geeignet sind.

Fakt ist, die Kleinkindzeit ist eine begrenzte Zeit. Anstrengend. Schön. Aufregend. Auf vieles muss man einfach als Eltern für eine gewisse Zeit mal verzichten. Der Fokus ist nun mal das Kind und Dinge zu tun, die dem Kinde nicht zuträglich sind oder nur mit enormen Aufwand zu bewältigen sind, nehmen einem doch einiges an Vergnügen. So verzichtet man eher darauf oder sucht nach alternativen Lösungen. Und die gibt es: Babysitter können sich für ein paar Stunden um die Lütten kümmern. Und dann hat man Zeit für sich. Selbst das ist in Gotha kein Problem. Es gibt Babysittervermittlungen und ein Mehrgenerationenhaus, beide bieten Kinderbetreuung an. Was für ein wunderbarer Service. Ich kann mich zwei bis drei Stunden einfach mal entspannen, nur für mich durchs Museum schlendern. Muss nicht Windeln wechseln, füttern oder stillen, den kleinen Blähbauch beruhigen und wasweißich … Da bekomme ich ja nicht mehr viel mit von Kunst und Kultur.

Ist es echt alles so ein Drama?

Ich bin bereit … für die Prügel, die ich jetzt dafür kassiere. Dennoch werde ich bald mein Zuhause in Gotha finden. Eine lebens- und liebenswerte Stadt. Ein kleines Haus oder eine Wohnung wird übrigens von UnserEiner gesucht …

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