Ein Transporter vor mir. Langsam schlängelt sich der Verkehr aus Gotha heraus. Irgendjemand geht wohl richtig auf die Bremse, genau in der Sekunde, als ich nicht ganz bei der Sache bin. Nur eine Sekunde Unaufmerksamkeit. Ein heftiger Auffahrunfall. Öl läuft aus. Feuerwehr. Polizei. Wie in Schockstarre. Schleudertrauma. Volles Programm …
Noch zwei Wochen später macht es mich fast sprachlos. Es führt einem so gnadenlos vor Augen, wie wenig man doch im Leben steuern kann. Wie wenig Verlass darauf ist, dass die eigenen Pläne dem Schicksal gefallen. Was wäre, wenn …? Wenn ich meine Sprache nicht wiedergefunden hätte? Nicht mehr hätte schreiben können? Mich nicht mehr ins Auto getraut hätte, wie es zunächst war? Sprache und Mobilität sind mein täglich Brot und nur eine Sekunde Aussetzer reichen, um beides aufs Spiel zu setzen. Der Gedanke wirft mich fast mehr aus der Bahn als ein kaputter Liebling und die tagelangen Spätfolgen eines durchgeschüttelten Kopfes.
Gar nicht so einfach, wieder gelassen in den Alltag zu kommen. Einfach ins Auto zu steigen. Anfangs zu schleichen wie ein Fahranfänger. Nur langsam wieder die Sicherheit finden. Beim Texten zu bleiben. Aufmerksam, wachsam, detailverliebt.
Jeden Tag ein Stückchen mehr. Und mit dem Bewusstsein, im Hier und Jetzt zu sein. Zu leben. Zu lieben. Zu lachen. Das Morgen hab ich eh nicht im Griff. Das Gestern kann ich nicht ändern. Nur die Erfahrung daraus mitnehmen … Damit sie wieder scheint, die
Sonne im Herzen