Neulich war ich in einen guten, naja, in einem eigentlich guten Fischrestaurant. „Kutterscholle in einer Eikruste“ stand auf der Speisekarte und das las sich lecker. Bestellt und bedient. Nett angerichtet. Und die Suche begann. Ich suchte die Scholle. Zwischen einer gefühlt zentimeterdicken Panade verbarg sich der leckere Ostseefisch. Nun sind pappige Panaden nicht ganz so mein Fall. Also kratzte ich selbige ab und legte den Fisch frei. Nennen wir den vorgefundenen Fisch mal lieber Fischleinchen. Denn viel blieb nicht übrig. Umso mehr lag aber noch von der wabbeligen Panade auf meinem Teller. Ich aß brav mein Fischleinchen und fegte die üppige Eierpampe zu einem Haufen zusammen. Drückte es irgendwie zusammen, damit es nicht so viel ausschaut. Die Kellnerin räumte ab, fragte „war ´s recht?“, ich nickte und sie verschwand.
Warum hatte ich nicht den Hintern in der Hose zu sagen, dass ich den Fisch auf meinem Teller suchen musste? Nahm dafür sogar noch so viel Rücksicht, indem ich die Reste zusammenschob. (M)ein typisches Verhalten im Restaurant. Selten kam es vor, dass ich es wagte zu sagen, wenn es nicht passte. Zumeist dann, wenn deutlich über die Stränge geschlagen wurde und es wahrlich ungenießbar war. Aber sonst gebe ich trotz hoher Affinität zu kulinarischen Köstlichkeiten überaus selten ein ehrliches Feedback. Bin ich nun feige oder rücksichtsvoll?
Journalisten und Fotografen müssen da schon härter im Nehmen sein. Die Kritik am eigenen Text und Bild kann gerne mal ruppig bis vernichtend ausfallen. Zum Glück ist dies die Ausnahme. Demütig kann ich dann nur nachliefern und mich entschuldigen. Selbst dann, wenn ich überzeugt bin, dass meine Variante durchaus richtig war und die Alternative eher schlecht als recht geraten ist.
Klamotten, die wir hässlich finden, kaufen wir nicht. Eine Möhre, die den Namen Auto nicht verdient, fahren wir nicht. Ekliges Bier kosten wir nur einmal. Über Artikel und Beiträge auf Facebook wird hemmungslos hergefallen. Nur die Gastronomie scheint mir ein Paradies für Antinörgler zu sein? Oder empfinde nur ich das so? Wie ehrlich darf man sein, wenn man gefragt wird, ob es geschmeckt hat oder recht war?
Gespannt auf Rückmeldungen sende ich entspannte Grüße mit
Sonne im Herzen