ReiseSinnKrise

Tag 10 in Thailand. Dem Traumland unzähliger Backpacker und Traveller. So einfach zu bereisen. Günstig. Das Land des Lächelns. Granndios gutes Essen. Traumhafte Strände. Atemberaubende Landschaften. So die Reiseführer, Kataloge, Blogs, Vlogs und InstagramInsider.

Kein Wunder also, dass Thailand als Startland für Südostasien ideal erschien. Und doch war der Abschiedsschmerz unendlich. Unendlich schwer fiel es mir, den Oman zu verlassen. Ich zögerte und haderte, wollte nicht weg und doch meinen Plan verfolgen. Man kann doch nicht in den ersten Monaten einer Weltreise schon aufgeben?! Also zog ich weiter und wischte nicht nur einmal eine AbschiedsSchmerzTräne aus dem Augenwinkel.

Von Bangkok aus ging es direkt nach Süden, nach Krabi. Und von der ersten Minute an wurde ich nicht warm mit dem Land. Die Sonne ist gewiss heiß genug, aber der Blick hinter die Kulissen und Fassaden des Landes wurde schnell zur kalten Ernüchterung. Das berühmte thailändische Lächeln – nicht selten verbirgt sich zeitgleich eine tiefe Traurigkeit in den Augen und nur der Mund lächelt. Um das Gesicht nicht zu verlieren. Am meisten haderte ich in den ersten Tagen mit dem Anblick alter weißer hässlicher Männer, an deren Seite eine unendlich zarte und viel zu junge ThaiFrau war. Verdammt! Schämt ihr euch nicht? Die Momente, in denen ich zu viel zahlte, über den Tisch gezogen wurde, belogen … ach verdammt, ich kann sie kaum zählen. Ich wollte mich einlassen, wagte es immer wieder. Zog weiter. Fand sogar ein Segelboot zum Mitsegeln und dachte – jetzt aber. Fast, leider nur fast. Der Skipper war dermaßen von unzähligen Bongs am Tag zugedröhnt und nicht mehr zurechnungsfähig, dass ich hier auch wieder die Flucht ergreifen musste. Wer für Cannabisfreigabe ist, sollte sich die Folgen in Thailand anschauen – erbärmlich! Aber ich wagte es weiter, ließ mich ein. Vertraute und wurde enttäuscht. Abgezogen von der Tuk Tuk Mafia: Nach der Fahrt wurde der 10fache Preis gefordert, ich zahlte letztlich für den Frieden das Siebenfache. Und war weiter auf der Suche, einfach nur nach einem kleinen Stückchen Paradies und fand es endlich – auf einer Insel vor Ranong. MEIN Bungalow am Strand. Tschakka. Transfer gebucht, Unterkunft bezahlt und Stornierung erhalten. Heidewitzka, was ist bloß los? Nix läuft und so stehe ich vor der generellen Sinnfrage:

Habe ich mir tatsächlich meine Reise so vorgestellt? NEIN, natürlich nicht. Ich will dort hin, wo es einfach läuft, ich mich wohl und willkommen fühle. Hier definitiv nicht. Und doch will ich nicht aufgeben. Tief im Herzen spüre ich, dass ich dem Land unrecht tue. Aber wie viele Chancen noch? Und dann schaue ich in den Rest der Welt und bin beschämt. Erdbeben, Krieg in der Ukraine und ich jammer im Paradies. Shame on me! Es ist wohl nur eine Sinnkrise, die mich permanent anstupst. Eine Reise braucht einen Sinn. Ich kann nicht einfach nur von Hotel zu Hotel tingeln, irgendwas hübsches anschauen und dann weiterziehen. Das reicht nicht. Ohne Sinn wirds leer im Herzen und den Punkt erreichte ich. Nichts erreicht mein Herz. Wie auch, wenn ich hier nicht sein will. Ich bin das Spiegelbild meiner Umwelt. Meine Umwelt ist mein Spiegelbild. So habe ich die Wahl: Ändere ich mein Ich, meinen Weg oder das Umfeld? Danke, liebes Schicksal fürs beharrliche KrisenSchubsen in Richtung Sinnfrage.

Das erinnert mich gerade an das chinesische Wort für Krise: Weiji. Es wird zusammengesetzt aus den Schriftzeichen für Gefahr und Chance. Was für eine tiefe philosophische Bedeutung in einem Wort liegen kann.

Krönchen richten. Aufrecht bleiben. Vertrauen schenken. Was für eine LebensLektion.

Und trotzdem und erst recht ein paar Fotos zum Träumen…

Sonne im Herzen!

4 Comments

  1. Wölk Marco

    Geld zerstört die Welt mitunter.

    1. SaiLiv

      Gar nicht so einfach, immer im positiven Modus zu bleiben

  2. Annette

    Das hast Du sehr schön geschrieben und ich kann es so nachvollziehen! Nach dem Down geht’s wieder aufwärts, ganz bestimmt 🤩🍀👍😘

  3. Thomas SV Carmina

    Liebe Livia, dieser Blog ist beeindruckend, bewegend und total ehrlich. Hut ab vor soviel Courrage! Die Sinnfrage, die Du am Ende dieses Blogs erwänst, ist der zentrale Punkt in jedem Leben, auch in meinem. Die Suche danach ist eine Lebensaufgabe und Du stellst Dich dieser. Wooww..

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