Wohin des Weges, wenn die ganze Welt offen steht?

Noch zu gut erinnere ich mich daran, dass ich einst im Hamsterrad hockte und glaubte von innen, es wäre die Karriereleiter. Verantwortung für Menschen, Projekte und viel zu viel Geld. Dem hohen Anspruch an mich selber, es bestmöglich zu packen.

Eine Zeit, in der ich davon träumte, völlig frei und unabhängig zu sein. Kein morgen und schon gar kein übermorgen zu planen. Keinen Blick für Raum und Zeit. Verantwortung nur für mich gaaaaanz alleine zu tragen.

Wohl jeder Mensch kennt diesen Traum von:

Dir steht die ganze Welt offen. Ich hatte keine Ahnung, wie schwer es ist, wenn es wirklich soweit ist.

Jetzt ist es nämlich endlich soweit. Ich bin völlig frei. Kaum Besitz, den ich als Last empfinde. „Nur“ noch meine Familie und Freunde, die mir wirklich fehlen. Die mir aber auch diese Zeit so von Herzen gönnen und teilhaben, dass ich fast kein schlechtes Gewissen habe (danke dafür!!).

Ich muss mich also nur noch fragen: Was will ich wirklich? Roadtrip in Arabien, Tauchen in der Südsee, Segeln nach Galapagos, anheuern auf einen Touristenboat in Ägypten, Volunteer in einer Tauchbasis in Australien, meinen Bruder in Neuseeland besuchen? Südamerika, Mittelamerika und Afrika haben sicher auch tolle Ecken. Die Nationalparks in den USA und in Kanada reizen mich schon ewig. Von der Südsee ganz zu schweigen. Reise ich allein, zu zweit, in Gruppe? Suche ich einen Travelbuddy oder lieber eine Travelbuddyline?

Ja. Ein ausgewachsenes Luxusproblem trage ich da mit mir herum und ich frage mich, wie es den anderen Reisenden auf der Welt ergeht. Mit ihrem superglücklichLachen auf Instagram. Stylisch und in schicker Pose. Heult ihr Abends eigentlich auch manchmal heimlich in euer Hotelkissen, weil ihr einsam seid, Heimweh habt, nicht wisst, wohin mit euch und dem Rest der Welt? Schreibt mir doch mal bitte 🙏🏾

Und wirklich: Ich will nicht undankbar sein. Ich weiß unglaublich zu schätzen, welch Glück mir die Gnade meiner Geburt in einem der reichsten Länder der Welt mit großer sozialer Hängematte bescherte. Ich besitze einen Reisepass, der überall problemlos zur Einreise verhilft. In keinem Land vernahm ich abfällige Bemerkungen über mein Geburtsland. Mit einer Ausnahme: Deutschland. Ist es nicht unendlich schade, dass ausgerechnet wir selber uns unsere Heimat schlecht reden, während wir als Land und Menschen nahezu überall auf der Welt so viel Wertschätzung erfahren?

Wie dankbar bin ich, den Ausstieg aus dem Hamsterrad ganz kurz vor knapp gepackt zu haben. Und ich werde ebenso dankbar die Zeit annehmen, die mich so (über)sensibel und nachdenklich sein lässt. Als Lektion verstehen und meinen Weg sogar dann gehen, wenn ich nicht mal weiß wohin. Das wollte ich schließlich: Dass mir die ganze Welt offensteht.

Sonne im Herzen!

10 Comments

  1. Bauch Angelika

    Guten Morgen liebe Liv, danke für diesen Einblick in deine momentane Lebenssituation. Ich antworte sehr gerne und schon jetzt kann ich dir voll und ganz zustimmen. Ich war in ähnlicher Situation. Wenn es für dich ok ist, würde ich gerne heute Abend darauf antworten. Dir wünsche ich einen schönen Tag und genieße ihn. Angelika 👏👍😉

    1. SaiLiv

      Ja. Sehr gerne per PN. Vielen lieben Dank für deine Worte!

  2. Nadine

    Hey Liv,

    ich kann das gut nachfühlen, kann von überall arbeiten, und das nimmt kaum Zeit in Anspruch. Und doch machen irgendwann auch die schönsten Orte und zu viel Wahlfreiheit (Multioptionsüberforderung) manchmal keine Freude mehr (hedonistische Anpassung).
    Also reduzieren, vielleicht Heimat oder Familie und Freunde tanken, Challenges/Aufgaben annehmen, Sinn finden. Nichts suchen.
    Aktuell will ich einen simplen spirituellen Ort, vielleicht nur eine ruhige Wohnung an keinem besonderen Platz (!) für Morgenroutine, Meditieren, Lesen, einfach Atmen.

    Bin gespannt, wie es bei dir weiter geht.
    Ja, Kissen sind zum Weinen da. Überall.

    Eine Umarmung, Nadine

    1. SaiLiv

      Liebe Nadine! Von Herzen lieben Dank und eine dicke Umarmung in Gedanken.

  3. Martine

    Liebe Liv, klar, jeder Reisende kennt die Momente, in denen er sich fragt, was mache ich eigentlich hier …? Das ist doch völlig normal. Du reist nicht auf Instagram und nicht in Facebook, Du reist im echten Leben. Und das echte Leben ist nun mal banal, unbequem, schmutzig und hat Längen, die sich nicht herausschneiden lassen. Und das überall auf der Welt, ob in Moskau, in Peking, in Gotha, in Hintertupfingen oder in Thailand … Du wirst damit klarkommen, da bin ich mir sicher 🙂

  4. Melanie Sucker

    Liebe Livia, ich sehe dich gerade absolut glücklich. Auf deinen Bildern strahlst du und man sieht dir an, wie gut dir das Reisen tut. Du zeigst uns die Welt mit anderen Augen und mit einer bedingungslosen Liebe und Offenheit. Durch dich kann ich in Gedanken mitreisen und ich bin oft sehr gerührt von deiner Reisedokumentation. Mach bitte weiter damit, auch wenn es manchmal einsam ist. Die Welt braucht solche mutigen Frauen wie dich 🥰❤️.

    LG Melanie

    1. SaiLiv

      Ich danke dir ganz besonders für diesen sehr herzigen Kommentar

  5. Martine

    Frage Dein Herz, wohin es gehen soll. Nicht den Verstand. Trage Dein Herz an den Ort, an den es sich sehnt. Vernunft macht nicht glücklich …
    Und mal ehrlich, was willst Du an Orten finden, die von vielen Touristen besucht werden? Was, außer Abzocke und Betrug? Was, außer all den Bildern, die schon Tausende vor Dir gemacht haben?
    Das bist nicht Du, scher Dich da weg 😉

    1. SaiLiv

      Ich habe noch nie so lange in einem Land gebraucht, um mich irgendwie einzugrooven. Aber ich gebe nicht auf

  6. Chris

    Hallo Livi…..
    war schoen Dich in Vinh Hoa zu treffen !
    Hamsterrad=Karriereleiter ….LMFAO 😉

    Alles Liebe und viel Spass !!!!
    Christian

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